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Sprechzeiten

Gerald Fütterer

OT Zella,
Wegelange 14a

Jeden 1. und 3. Freitag im Monat.
18:00 Uhr bis 19:00 Uhr

Einwohner: 285 Stand 31.12.2021

Ortsteilbürgermeister: Gerald Fütterer

Zur Geschichte von Zella

Diese größtenteils ins Deutsche übersetzte Urkunde aus dem Jahre 1201 ist unter der Nr. 1208 in den „Dobenecker II“ aufgenommen. In Latein ist diese urkundliche Ersterwähnung sowohl in „Eichsfeldische Kirchengeschichte“ von J. Wolf unter Urkunde Nr. 1 als auch im Urkundenbuch des Eichsfeldes, Teil 1, von A. Schmidt unter Nr. 161 zu finden.

Laut Aussage des Hessischen Landesamtes für Geschichtliche Landeskunde blieb das Original leider nicht erhalten, es sei jedoch kein Zweifel an der Glaubwürdigkeit der bei Wolf und Schmidt gedruckten Urkunden angebracht. Da es sich hierbei um einen das Kloster Reifenstein betreffenden Güterverkauf handelt, ist anzunehmen, dass die beiden genannten Zeugen “von Zcelle“ dem Kloster Reifenstein angehörten und höher gestellte Personen waren. Dies lässt sich aus dem Platz in der Reihenfolge der Zeugenaufzählung ableiten.
Die Bezeichnung „Frater“ oder „Bruder“ galt auch für Mönche.

Christoph Nöring schreibt: "Den Anfang des Dorfes Zella kann ich im Jahre 1162 vermuten, in welchem das Kloster Reifenstein gestiftet worden ist. " Graf Ernst von Tonna übergab dem Kloster Reifenstein bei der Gründung im Jahre 1162 u. a. "Guntherodt samt dem Walde Stroth, das er von seinem Ministerialen Sigfrid gn. Rhann zu Helmsdorf (Helmbrechtesdorff) eingetauscht hat." Die "Struth" war damals eine Helmsdorfer Flurbezeichnung, während "Güntherodt" zu den Wüstungen bei Helmsdorf zählte. Zur Bewirtschaftung dieser Länderei sind wahrscheinlich Mönche nach Helmsdorf gekommen. In der Nähe des Pfaffenbornes unterhalb der Zimmerwarte (zwischen Helmsdorf und Zella) scheint die erste Lage des Reifensteiner Klosterhofes gewesen zu sein. In den folgenden Kriegen wurden viele Höfe niedergebrannt und Felder zerstört. Die Mönche bauten ihre Wohn- und Wirtschaftsgebäude sowie auch eine Kapelle weiter östlich nahe der Unstrut wieder auf Aus den Aufzeichnungen des Nöring ist zu ersehen, dass diese Gebäude auf den Grundstücken der heutigen Wiesenstraße 2 und 10 errichtet waren. In der damaligen Zeit nannte man die Wohnungen der Klostergeistlichen auch "Zelle". Es deutet alles darauf hin, dass dieses die eigentliche Erklärung für die Entstehung des Ortsnamens Zella ist. Im Laufe der Zeit gab es verschiedene Schreibweisen. Zunächst heißt es in der Urkunde Zcelle, dann lesen wir Cella. Christoph Nöring verwendet sowohl Zella als auch Zelle, was wohl dem plattdeutschen Zalle entspricht, wie es von den älteren Leuten auch heute noch genannt wird. In den Nachbardörfern sagte man gern: "In Zalle, do wärd's ver Daje nit halle." In früheren Zeiten hieß es auch Zeilchen oder Zellichen, sicher vom kleinen Dorf abgeleitet.

1262 tauschte das Kloster Reifenstein seinen Besitz in Zella mit Albert Graf von Gleichenstein gegen Grundstücke in Beberstedt. In der Urkunde werden diese Güter nicht mehr zu Helmsdorf sondern schon zu Zella gerechnet.

Das heutige Dorf Zella einschließlich der gesamten Gemarkung gehörte ursprünglich zu Helmsdorf. Als die adlige Familie "derer von Helmsdorf" mit Dieterich (auch Theodorius genannt) ausstarb, fielen alle Güter durch Erbe an die männlichen Nachkommen der Schwester des Dieterich. Auf dem zu diesen Gütern gehörenden Herrenhof Breitenbach stifteten die Erben des Dieterich um das Jahr 1230 ein Zisterzienserinnen-Kloster zur Ehre des allmächtigen Gottes, der Heiligen Jungfrau Maria und aller Heiligen.

Da es oft zu Verwechslungen mit dem Dorf Breitenbach bei Worbis kam, wurde der über mehrere Jahrhunderte bestehende Name Breitenbach im 19. Jh. in Breitenbich geändert.

Als Zisterzienserinnen-Kloster hatte Breitenbich nur ein bis zwei Jahrzehnte Bestand. Im Erbfolgekrieg zwischen dem Markgrafen Heinrich von Meißen und der Landgräfin Sophie von Hessen wurden Klostergebäude und Mühle öfter zerstört. Die Nonnen wurden es leid, ihr mehrmals abgebranntes Kloster immer wieder aufzubauen. 1253 beschlossen sie mit Zustimmung ihres Propstes Otto, Breitenbich aufzugeben. Sie fanden Zuflucht bei der Mühlhäuser Adels-Familie der Kämmerer, die ihnen den Grundbesitz Anrode schenkte. Hier errichteten sie 1268 eine neue Niederlassung ihres Ordens. Das Kloster Anrode bestand über 500 Jahre. Heute ist es als Denkmal ein kultureller Anziehungspunkt in unserer Region, nicht zuletzt ist Zella seit 1997 ein Ortsteil der "Gemeinde Anrode".

Am 27. April 1253 übergaben die Erben des Dieterich das Kloster Breitenbich mit der dazugehörigen Länderei dem Ritterorden des hl. Lazarus. In diesem Zusammenhang wird auch die Meinung vertreten, dass sich der Name des Ortes Zella von der Bezeichnung "Zelle" für die Wohnung der Lazariten ableitet. Zwei wesentliche Punkte sprechen gegen diese Ansicht. Erstens: Die Lazariten siedelten sich erst 1253 hier an und zweitens nannten sich diese nie "von Zelle", sondern stets "von Breitenbach".

Sicher ist aber, dass sich Zella erst durch Breitenbich vergrößert hat. Die Ordensleute errichteten im Tal der Unstrut eine Mühle und auch eine Brauerei, in denen Einwohner des Ortes für sie arbeiteten.
Nach dem bereits erwähnten Landtausch im Jahre 1262 wurden die Zisterziensermönche zurückgezogen. Das Kloster Reifenstein erhielt für seine den Lazariten überlassene Kapelle in Zella drei Häuser, auf denen noch im 18. Jh. ein Zins von 4 Gr., 12 4/5 Pfg., 6 Hähnen und 3 Schock Eiern lag. Heute stehen auf diesem Grund die Gemeindeschenke und das ehemalige Backhaus.
Die Lazariten des Klosters Breitenbich kamen aus der Niederlassung in Gotha. Da sie ihre Hauptaufgabe darin sahen, die Kranken und Siechen zu pflegen, errichteten sie an der Chaussee zwischen Mühlhausen und Dingelstädt - wegen der Ansteckungsgefahr weit von Ortschaften entfernt - den “Siechenhof‘. Weil auch das Kloster Breitenbich weit entfernt lag, wohnten die Krankenpfleger in Zella. Der Feldweg von Zella zur B 247 heißt noch heute der Siechenweg.

Christoph Nöring nimmt an, dass die im Siechenhof Verstorbenen auf dem Friedhof in Zella begraben wurden.
Nach der Aufhebung des Lazaritenordens bestand der Siechenhof unter anderer Verwaltung als Kranken- und Armenhaus weiter und wurde nach 1740 wegen Baufälligkeit abgerissen. Der später an dieser Stelle errichtete Neubau fand nach einiger Zeit als Wirtshaus Verwendung.

Im Jahre 1868 kaufte der Besitzer des Gutes Anrode das Anwesen und verpachtete die Gastwirtschaft an Nikolaus Wand aus Zella. Der nachfolgende Pächter Albin Beil aus Zella betrieb nur Landwirtschaft. 1927 ging der Besitz an den Landkreis Mühlhausen. Da die Gebäude baufällig waren, verkaufte sie dieser zum Abbruch an die Gemeinde Bickenriede. Die Gegend des ehemaligen Siechenhofes heißt noch heute allgemein die “Schwarze Hose“, ursprünglich abgeleitet von ‘Schwarzes Huß“. So wurden Häuser genannt, in denen Menschen mit ansteckenden Krankheiten lebten. Eine angebrachte schwarze Tafel sollte die Vorbeikommenden warnen. Nach dem Bau des Wirtshauses wird der “Schwarzen Hose“ im Volksmund eine andere Bedeutung zugesprochen. Fehlte nämlich beim Kartenspielen noch ein Mann, so wurde eine schwarze Hose ausgehangen. Das soll ganz gut funktioniert haben, denn es waren immer Bauern auf den umliegenden Feldern oder es fand sich jemand, der auf der Durchreise war.
Graf Albert von Gleichen schenkte den Lazariten im Jahre 1283 das Patronatsrecht über die Pfarrkirche in Helmsdorf und der dazu gehörigen Kapelle in Wolkramshausen, ebenso über die Kirchen in Horsmar und Dachrieden. Die Katholiken von Dachrieden wurden nur bis 1842 von der Pfarrei Helmsdorf betreut, während die katholischen Einwohner von Horsmar noch heute zur Pfarrei Helmsdorf gehören. Die seelsorgliche Betreuung der Gläubigen in Horsmar und Dachrieden mag einer der Gründe gewesen sein, weshalb die Lazariten das zerstörte Kloster Breitenbich ca. 1,3 km weiter östlich wieder aufgebaut haben. Ursprünglich lag es vor dem Rosenhagen, "wo die alten Teiche sind bei der Heiligenstädter Wiese" schreibt Christoph Nöring. Der Name dieser Feldflur war von der "heiligen Stätte" des Klosters abgeleitet.
Geschichten hierüber wurden über Jahrhunderte hinweg weitergegeben. Hier habe einst ein Nonnenkloster gestanden, das versunken sei. Die Glocken der Kirche habe man am St. Martinabend bei dem Klosterbramen läuten gehört. Diese Geschichten dürften legendären Charakter haben. Jedoch waren vor 200 Jahren noch Spuren und Merkmale des Klosters vorhanden, so zum Beispiel der gewesene Fischteich, der Heckenzaun des Klostergartens sowie die Fahrwege. Der Klostergarten wurde zur "Heiligenstädter Wiese".
Obwohl die Lazariten anfänglich ihren Besitz ständig durch Schenkungen, Kauf oder Tausch vergrößerten, kamen sie bald in wirtschaftliche Schwierigkeiten und mussten daher laut mehrerer Urkunden nach und nach Besitztümer veräußern. Im Jahre 1490 hob Papst Innocenz VIII. den Lazaritenorden auf und vereinigte ihn mit dem Johanniterorden. Der Lazarit Peter Klopstein wurde 1518 in Gotha Komtur des Johanniterordens und übergab Breitenbich dem Hofmeister Heinrich Schmidt gegen einen Jahreszins von 10 Gulden in Erbpacht. Klopstein, der sich der Lehre Luthers angeschlossen und geheiratet hatte, trat 1525 unter einigen Bedingungen dem Stadtrat zu Gotha das Hospital Maria Magdalena mit allen dazugehörigen Gütern, zu denen auch Breitenbich zählte, ab. Aus dem Kloster Breitenbich wurde das Gut Breitenbich. Heinrich Schmidt gab 1533 den Erbpachtvertrag zurück und erhielt Breitenbich als Lehen. Seine Erben verzichteten auf das Lehnsverhältnis und traten 1542 das Gut Breitenbich für 400 Gulden an den Stadtrat zu Gotha wieder ab.
Am 4. Dezember 1543 verkauften die Kommissarien des Kurfürsten und der Rat zu Gotha "den Gebrüdern Hans und Wilhelm Knorr zu Sollstedt die Höfe und Güter des Hospitals St. Magdalena zu Gotha in Breyettenbach, jenseits von Mühhausen gelegen, für 1800 Gulden Münze Landeswährung".

Der Dreißigjährige Krieg verschonte auch Breitenbich nicht. Weimarische Truppen und Mühlhäuser Bürger, angeführt vom Bürgermeister Selig, plünderten das Gut am 25. Juni 1632 völlig aus. Auch für Zella brachte dieser Krieg durch mehrmalige Überfälle und die damit verbundene Zerstörung des Dorfes viel Not und Elend. Nach dem Krieg musste die Feldflur unter den in Zella verbliebenen Besitzern der 36 Gerechtigkeitshäuser neu verteilt werden, da das Land über Jahre hinweg wüst lag und eine eindeutige Zuordnung nicht mehr möglich war.
Das Rittergut Breitenbich blieb über drei Jahrhunderte im Besitz der adligen Familie von Knorr. 1835 ging der Besitz an den Schwiegersohn, den Kammerherrn Freiherr von Wintzingeroda-Knorr. Seine Witwe heiratete den Freiherrn von Eller-Eberstein zu Morungen, der das Gut 1906 verkaufte. Die nachfolgenden Besitzer waren Franz Kirchfeld und Hans Fischer.

Im Jahre 1809 ordnete die westfälische Regierung die Vereinigung mit der Gemeinde Zella an, 1835 schied das Rittergut jedoch wieder aus und bildete nun einen selbständigen Gutsbezirk, bis 1928 endgültig die Zuordnung zur Gemeinde Zella erfolgte.
Familie Fischer konnte den Besitz nicht halten. 1939 kaufte Ernst Schuchardt aus Dachrieden das Gut Breitenbich. Als er 1946 gewaltsam gegen Plünderer vorging, die den abseits gelegenen Hof oft heimsuchten, wurde er tödlich verletzt. Eine zwangsweise Enteignung im Januar 1953 musste nach dem Aufstand am 17. Juni 1953 grundbuchamtlich rückgängig gemacht werden. Den Betrieb bewirtschaftete der damalige Rat des Kreises Mühlhausen aufgrund eines Nutzungsvertrages durch die inzwischen gegründete LPG "8. Mai" weiter, die später von der LPG "Eichsfelder Höhe" Beberstedt übernommen wurde. Durch Brandstiftung fielen 1974 vier Gebäude den Flammen zum Opfer. 1975 gab der Rat des Kreises den Hof dem Eigentümer zurück. In der nachfolgenden Zeit nutzte der VEB Fernsehgerätewerk Staßfurt und von 1979 bis 1989 das Organisations- und Abrechnungszentrum der Konsumgenossenschaft das Anwesen als Schulungs- und Erholungsheim.

entnommen der Festschrift "800 Jahre Zella"

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